Montag, 24. März 2014

Wild Wild West

Um ehrlich zu sein, so wild war der Westen wirklich nicht. Was aber nichts zur Sache tut, dass die Landschaft wunderschön und endlos ist! Jede Menge Nichts, kilometerweit. Aber schönes Nichts. Und selbst dieses Nichts konnte sich verändern, verschiedene Formen und Farben annehmen. Nach jedem Hügel dachte man aber jetzt ändert sich mal was, dahinter kommt was Neues. Fehlanzeige. Hier gab es nichts, keine Zivilisation, keine Menschen, kein Radio- oder Handyempfang, einfach nichts. Man hat so das Gefühl nahezu der einzige Mensch hier zu sein. Alle 200-300k kommt mal ein Roadhouse, sonst passiert nicht viel. Eigentlich wollte ich mir auf dem Weg das Hutt-Königreich anschauen. Ganz verrückte Geschichte! Wusstet ihr, dass indem man dem Land Australien als Bürger den Krieg erklärt ein eigenes Königreich gründen kann? Eben dies haben sich 3 Farmer hier im Westen gedacht, sind mal fix nach Canberra gedüst und haben Krieg angezettelt. Ende vom Lied war, dass die Herrschaften nun ein eigenes Königreich führen mit eigener Regierung, König, Königin, Prinzen und Prinzessinnen, allem Schnick Schack, sogar eigener Währung und eigenen Briefmarken. Diese Australier... Leider lag das Königreich nicht auf unserer Route. Wir fuhren den ganzen Tag durch. Unsere einzigen Pausen waren jene zum Tanken, unser Auto und uns selbst zur lunch und dinner time. 


Buschfeuer...
Zwischendurch sogar mal ein paar überschwemmte Straßen


lunch :) etwas sperrlich...
bestes Roadhouse!
Die Sonne nahm ihren Lauf, der Tag verging, der Highway küsste immer noch den Horizont. Für unser gutes Durchhaltevermögen wurden wir mit einem wunderschönen Sonnenuntergang belohnt. 
Darauf folgte leider ein heftiges und ewig langes Gewitter! Ihr wisst ja vielleicht wie sehr ich Wolkenbrüche liebe...nicht! Zwar faszinieren mich die hellen, zuckenden Blitze, dennoch habe ich mehr als Respekt vor den Dingern. Und wenn sie in einem 360-Gradwinkel um mich herum schleudern, bin ich kein wirklicher Freund mehr von der Sache. Komischerweise viel dabei fast gar kein Regen und das war schlecht! Warum? Nachdem wir in Port Headland aufgetankt hatten, ließen wir die Stadt hinter uns und folgten weiter dem Highway und fuhren dort durch ein riesiges Buschfeuer! Bei den Temperaturen aber auch kein Wunder...
So etwas habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen und hoffe es auch kein zweites Mal zu sehen! Die Flammenberge hörten gar nicht mehr auf und erstreckten sich über eine Fläche von zwei, vielleicht sogar drei Fußballfeldern! 
Komischerweise brach hierbei gar keine Panik aus! Lediglich ein Feuerwehrauto konnte ich sichten, dabei standen hier Felder und Strommasten lichterloh in Flammen?! Das war mit Abstand der gruseligste und seltsamste Moment meiner gesamten Reise. 
Wir fuhren weiter und erreichten irgendwann mitten in der Nacht die hübsche Stadt Karratah. 
Hier war es nun schon deutlich kühler und wir konnten uns müde und erschöpft auf dem Parkplatz der Touristeninfo in unser Schlafgemach fallen lassen. Einigermaßen ausgeschlafen kämpften wir uns aus dem gemütlichen Bett und stürmten die Touristeninformation, um dort freies WiFi und die Toiletten zu benutzen. Als ich gerade meine Zähne putzen wollte und den Wasserhahn aufdrehte, staunte ich nicht schlecht, als da plötzlich ein Frosch aus der Leitung gesprungen kam. Wie zum Teufel ist er da herein gekommen? Ich hatte mich so sehr erschrocken, dass ich locker eine halbe Minute regungslos da stand. Als der kleine Kerl durch's Fenster flüchtete, machte ich da weiter, wo ich aufgehört hatte und fragte mich, ob das gerade wirklich passiert war. Frisch und munter suchten wir uns einen schönen Platz zum Frühstücken, den fanden wir auch! :)

mhhh, die unverkennbaren Nasszellen, so macht Duschen doppelt Spaß
Direkt am Meer an einer Sportanlage, übersäht mit Kakadus, die unter den Palmen nach Essbarem suchten. Nach dem Frühstück setzten wir sofort zurück auf die Straße. Stunde um Stunde. Die Landschaft erinnerte mich an die erste Staffel Breaking Bad, überall Wüste, kleine Büsche, alles sehr trocken und sehr verlassen. Hoffentlich stolpert uns nicht gleich Bryan Cranston mit einem Messzylinder über den Weg. ;)
Am Abend erreichten wir Kalbarri. Ebenfalls wieder eine wunderschöne kleine Stadt direkt am Meer. Wir fuhren zum nächsten Lookout und beschlossen genau dort zu übernachten, auch wenn es verboten war. Der Ausblick am nächsten Morgen war einfach unbezahlbar! So könnte man immer geweckt werden: 


Die Sonne kitzelt die Nase, die Augen gehen auf, der Blick schweift aus der Hecktür und man erblickt das markellose blaue Meer, umgrenzt von Sanddühnen und Felsen. Nachdem wir uns sattgesehen hatten, aßen wir uns auch satt. Selbes Procedere wie die Tage davor, jedoch noch eine Stufe schöner! Weißer Sand und tiefblauer Ozean! 
Wie immer dieselbe Reihenfolge: Frühstücken, baden, duschen und zurück auf den heißen Asphalt! Leider konnten wir uns eine Attracktion auf dem Weg nicht anschauen: Den pink lake. Der war nämlich komplett ausgetrocknet, schade. Dafür stoppten wir an einem anderen wunderschönen Lookout! 
Wir fliegen :)


Also ging es weiter, straight durch nach Geraldton. An einem schönen Fleckchen verließen wir den Highway und schauten uns einen unglaublich schönen Sonnenuntergang an! 







So, 300k left, nix wie los und so erreichten wir Perth am späten Abend! Finally! Jannis wollte hier einen Freund treffen. Auf dem Weg zu seinem Hostel fuhren wir durch die Partymeile. Mein Gehirn ratterte. Wie eine Katze, die versucht einen Laser Pointer zu fangen jagten meine Augen allem hinterher was sich bewegte. Vollkommene Reizüberflutung nach 5 Tagen Wüste! Das Hostel war groß und so cool, mit einer Bar und Bildschirmen in einer großen Sporthalle, wo sich Backpacker Fußballspiele in Liveübertragung anschauten und dazu ein paar Bier genossen. Ich gönnte mir in der Hostelküche stattfessen eine Kartoffelsuppe aus der Tüte (btw: sie war widerlich!), danach saßen wir mit Jannis' Freund und einem weiteren Kumpel aus Italien zusammen und schnackten, bevor wir uns eingestanden, dass es Zeit zum Schlafen war, wir waren total kaputt. Ich schlief sofort ein.

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