Mittwoch, 12. März 2014

Darwin.

Ungewohnt unkompliziert landete ich vorgestern Morgen um 04:25 Uhr nach einem 4-Stundenflug in Darwin. Als ich aus dem Flughafengebäude trat, schlug mir schwülheiße Luft entgegen. Ganz vergessen, hier ist ja noch wet season! Basti hatte mir netterweise angeboten mich zu dieser unmöglichen Uhrzeit vom Flughafen abzuholen, nochmals DANKE mein Lieber! :) Reunited nach knapp 7 Wochen! Basti wohnt mit seinen 3 travelmates in einem kleinen geräumigen Hotelzimmer mit Bad und eigenem Zugang. Somit konnte er mir sein Auto für die Nächte überlassen. Und so verbrachte ich meine erste Nacht in seinem Ford Kombi. Etwas gruselig war es schon so ganz alleine in einem Auto irgendwo auf einem Parkplatz zu übernachten...aber ich war so müde, dass ich sofort einschlief. 3 Stunden später wachte ich schweissgebadet auf, es war so unglaublich heiß und stickig! Aber wir hatten gerade einmal 08:30 Uhr. Was nun? Basti und die anderen wollte ich so früh noch nicht belästigen, zumal mein Handy sich sowieso mangels Energie ausgeschaltet und ich seine Zimmernummer vergessen hatte. Na gut, das ist jetzt wohl der Abschnitt meiner Reise, an dem ich mich an's Alleinreisen gewöhnen sollte. Ich zog mir etwas frisches an, versuchte Haare und Gesicht zu richten und lief einfach mal drauf los. Basti meinte, da wäre ein Woolworth direkt über die Straße. Klingt doch gut, ich musste mir sowieso etwas zu Essen besorgen. Eine Tüte Brötchen, eine Dose Tuhnfisch in ofengetrockneten Tomaten, ein 5er Pack Instant Noodles und zur Feier des Tages einen Conditioner, ich finde, ich habe meine letzten 5$ Cash gut investiert! :D Danach schaute ich mir ein wenig die Stadt an, lud mein Handy in der Mall-Toilette auf, traf einen Kiwi zufällig wieder, den ich auch aus Cairns kannte, tauschte Handynummern mit ihm aus und trudelte zur lunch time bei Basti und den anderen ein, die ich jetzt erstmals kennenlernte. Rico, Jenny und Tessa. Derzeit alle eifrig auf Jobsuche. Da wir nicht so richtig wussten, was wir mit dem Tag anfangen sollten, gönnten wir uns in dem klimatisierten Hotelzimmer ein paar Filme auf dem Flatscreen. So viel Luxus war ich gar nicht mehr gewöhnt! Abends saßen wir mit dem Kiwi, seinem Kumpel, ebenfalls Neuseeländer, und einer weiteren Freundin aus England zusammen und spielten Karten. Wir hatten eine Menge Spaß und viel zu erzählen. Irgendwann spät in der Nacht gingen wir in's Bett, das heißt alle anderen taten dies, ich ging in's Auto. Ich beschloss das Fenster ein wenig offen zu lassen, damit ich nicht ersticke, war nicht die beste Idee. Schon als ich kurz zuvor in's Auto einstieg, sprach mich ein junger Mann an, warum ich nicht im Hotel schlafe. Ich erklärte ihm meine missliche Lage und wimmelte ihn ab, als er mir anbot, ich könne in seinem Zimmer schlafen und duschen. Nungut, am nächsten Morgen, es war noch früh aber bereits sonnig und warm, wachte ich auf, als sich jemand am Fenster zu schaffen machte. Ich blinzelte verschlafen, es war wieder dieser Typ! Er steckte einen Brief in den Spalt der Fensterscheibe und bot mir noch einmal an in seinem Zimmel zu wohnen. Erschrocken wimmelte ich ihn wieder ab und kurbelte die Fensterscheibe hoch. Verrückt, nicht wahr? Er hatte ein T-Shirt mit Aufdruck des Hotelnamens an, ich wusste nicht, was ich davon halten sollte! Da es im Auto aber schon wieder viel zu heiß war um nur einen klaren Gedanken zu fassen, zog ich mich an und lief zur Rezeption. Der Goon vom Vorabend drückte mächtig auf die Blase und mein Handy hatte sich schon wieder ausgeschaltet. Beim Hineingehen wunderte ich mich schon, warum die Beleuchtung ausgeschaltet war. Die Toilette an der Rezeption hatte kein Fenster, es war stockdunkel in dem kleinen Raum, das Licht funktionierte nicht, mein Handy machte auch keinen Mucks mehr, HILFE, ich muss mal, aber im Dunkeln geht das nicht!! Okay, Planänderung! Ich suche mir in der Lobby eine Steckdose und lade erst einmal mein Handy auf und schreibe Basti, vielleicht ist er schon wach. 3 Steckdosen gab es, ich versuchte alle aus, keine funktionierte. Nie funktionieren die für jeden zugänglichen Steckdosen, wenn man sie wirklich braucht... Da kam mir ein Hotelmitarbeiter entgegen und fragte, wie es mir heute, an diesem heißen Tag ginge. Da fiel mir auf, dass es auch im Hotel heute ungewöhnlich heiß war. Hatten sie vergessen die Air Condition einzuschalten? Ich entgegnete natürlich, dass es mir blendent geht und fragte ihn höflich dasselbe. "Nunja, wie soll es einem gehen, wenn kein Strom fließt? Es ist ein wunderschöner Morgen!" Er grinste und wünschte mir einen schönen Resttag. Kein Strom funktioniert? Erst da fiel der Groschen! Stromausfall! Deswegen das "kaputte" Licht in der Toilette, die nicht funktionierenden Steckdosen und die Hitze überall. Ich beschloß Basti zu wecken. Wie ich dann erfuhr, hatte ganz Darwin Area dasselbe Problem, kein Strom. Ich beschloss mir die Sache mal genauer anzuschauen, während Basti zu einem Vorstellungsgespräch fuhr. Es war tatsächlich so! Die ganze Stadt war unbelebt, Schilder hingen in den Schaufenstern, dass vorübergehend geschlossen sei, Woolworth arbeitete hinter halb geschlossenen Forten mit Notstrom, Kühlregale und Eistruhen waren leer, vereinzelte Geschäfte versuchten den Betrieb mit Notstromaggregaten am Laufen zu halten, wenn Restaurants und Cafés geöffnet hatten, gab es nur Kaltspeisen und Getränke in Außentemperatur, die Leute saßen im Dunkeln. Tatsächlich wurden sogar Hotels evakuiert, da die Klimaanlagen nicht arbeiteten und es sehr heiß wurde. Das hielt ich zwar für ein wenig übertrieben, aber gut. Fakt war, es ging gar nichts mehr, der Stromausfall sorgte für riesiges Chaos. An jeder Ecke Stand Polizei und Security Services. Da schossen mir einige Gedankengänge durch den Kopf. Wie aufgeschmissen sind wir eigentlich ohne Strom? Was davon doch alles abhängt! All die Lebensmittel können nicht gekühlt werden, sie werden schlecht! Alarmanlagen und Sicherheitssysteme funktionieren nicht, Kassenschalter sind außer Gefecht gesetzt. Es kann keine Kommunikation über Telefon, Handy, Computer stattfinden! Ich konnte nicht einmal Bargeld abheben, um mir etwas zu Trinken zu kaufen, da die ATMs nicht nutzbar waren, die ganze Stadt war lahmgelegt, bis auf die einigen Wenigen, die Notstromaggregate benutzen konnten. Vielleicht war das alles insziniert von der australischen Stromerzeugerindustrie? Okay, Schluß mit diesen Gehirnspinsten! In Ghana habe ich es gut und gerne immer wieder ohne Strom ausgehalten, alles eine Frage der Organisation und Selbstbeschäftigung. Wie traurig wäre es, wenn ich deswegen den ganzen Tag herumsitzen und Däumchendrehen würde, anstatt mir mal anzuschauen, wo ich eigentlich gelandet bin? Also, was fange ich nun mit diesem Tag an? Da die Stadt für den Moment sehr unattraktiv für mich wirkte, wollte ich heute ein bisschen Meer sehen (Vorsicht, Wortwitz! ;) ). Ich startete eine selfguided tour ohne Plan, ohne Sinn und Verstand und gelangte zu ein paar sehr schönen Fleckchen, die ich ohne Darwin's Blackout warscheinlich gar nicht angeschaut hätte. 
der wunderhübsche Lameroo Beach



Kriegsdenkmäler...


die Ruine der Town Hall
das wunderschöne Parlamentsgebäude NT

Nach insgesamt 12 Stunden Chaos räusperte sich plötzlich die Klimaanlage in dem kleinen Hotelzimmer, stotterte und schnurrte plötzlich wieder wie eine Stubenkatze. Die Normalität kehrte zurück. Sofort lud ich mein Handy. Verwunderlich, dass das Stromnetz nicht gleich wieder in sich zusammenbrach, denn ich wette ganz Darwin reagierte ebenso wie ich. Grund für meine plötzliche Aufregung: Hat mein travelmate mit dem Austausch des Motors Erfolg gehabt? Starten wir jetzt am Wochenende unseren Roadtrip? Oder muss ich bis nach Perth trampen? Und was ist mit meiner so sehr ersehnten Tour in's Outback? Hat sich irgendjemand gemeldet? Mein travelmate hat noch keine positive Botschaft von sich hören lassen...dafür meldete sich aber eine junge Schwedin bezüglich der Tour in's red center, yay! Heute Abend wollen wir alles aushandeln, ich hoffe es klappt! Was den Roadtrip nach Perth angeht, es bleibt weiterhin spannend...Abwarten und Leitungswasser trinken, da Tee zu teuer! ;) Solange beschäftige ich mich irgendwie alleine, denn Basti hat jetzt einen Job, das heißt auch für mich morgens um 07:00 Uhr raus aus dem Auto. Aber netterweise darf ich mich dann in's Hotelzimmer verziehen! :)

it's a fact, I'm a broke backpacker :D
mein Schlafgemach
ein Luxusfrühstück
time for a cup of goon, delicious... :)

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