...das haben wir und jetzt strahlt die Sonne! Gibt es ein besseres Gefühl als nach knapp 4 Monaten endlich Erfolg zu haben? Ihr könnt mich zwar gerade nicht sehen, aber ich grinse wie ein Honigkuchenpferd. Es ist 12:13pm und ich habe Feierabend. Ja richtig, Feierabend, das heißt ich habe nun endlich einen Job und dazu auch noch einen total genialen.
Nachdem Elena und ich uns über 4 Tage mit Leib und Seele in den Bewerbungsmarathon gestürzt hatten, folgten bald einige Termine für trials und meetings. Jedoch nicht wirklich erfolgreich - bis zum 14.01. als ich im Café Culture Bean in Kogarah, Sydney um 7:30am mein Probearbeiten startete. Der Weg dahin war ein wenig beschwerlich, ich fuhr erst Zug, danach mit dem Bus weiter und fragte den Busfahrer nach Rat, wo denn diese Adresse sei. Nach ein paar Minuten hielt er in einer sehr ruhigen Gegend an, alles was ich sah waren ein paar kleine Häuschen, ein altes Feuerwehrgebäude und eine große Baustelle. Das sah nicht vielversprechend aus. Dooferweise wusste ich nicht einmal den Namen meines Cafés, der Busfahrer meinte aber das sei hier weit und breit das einzige, wo Sandwiches verkauft würden. Na gut, ich ging rein und fragte. Mohammed, der das Café führte, schickte mich nach oben zu Ines (ich weiß immer noch nicht, ob das ihr Name ist), der Frau des Managers, namens Matt, der aber nicht da war. Sie war gerade dabei Sandwiches zu machen. Ich fackelte nicht lange und half ihr nach Anweisung. Wir verstanden uns auf Anhieb sehr gut und die Arbeit machte Spaß. Nach 2,5 Stunden war das trial beendet. Ines drückte mir eine Auflistung aller verkauften Speisen, darunter Sandwiches, Wraps, Desserts etc. in die Hand und bat mich diese auswendig zu lernen, ihr Mann würde mich heute Abend anrufen und seine Entscheidung mitteilen. Dann sagte sie "Bis morgen" und ich ging hinaus, wo ich auf Mohammed traf, der mich fragte, ob ich Barista-Erfahrung hätte. "Naja...nicht so wirklich." "Aber die short forms hast du drauf, du kannst Bestellungen aufnehmen und die lids beschriften...?" "Ääähm...Ja klar!!!" Ich verließ mich hierbei einfach mal auf das, was ich neulich im Lobby Café beim Probearbeiten gelernt hatte und bestand seinen Test. Skimmy Cappuccino = s Cap. Easy! Mit einem guten Gefühl aber todmüde fuhr ich nach Hause. Todmüde deshalb, weil ich die Nacht zuvor mit Elena, unseren roommates Kristina und noch mal Elena, Basti und Moritz feiern war, da die Jungs ihren letzten Abend hatten.
Nicht die schlauste Idee, ich weiß. Aber an die 3 Stunden Schlaf pro Nacht sollte ich mich schon einmal gewöhnen...
Den ganzen Tag und den Abend verbrachte ich wartend und hoffend, dass ich den Job bekommen würde. Es passierte nichts. "Dann lern' ich auch den Kram nicht auswendig!", dachte ich. Elena hatte bei ihrem trial als Waitress beim Nobelitaliener auch nicht wirklich Erfolg. Umso mehr feierte ich sie, als sie plötzlich mit einem Frust-Chocolate-Mud-Cake vor mir stand. Die zwei arbeitslosen gönnen sich auf ihre letzten Dollar nochmal eine Kalirienbombe für 2,60$.
Tatsächlich waren wir ziemlich am Ende, auf Elenas Konto noch 25€, auf meinem noch 72€...Uns stand das Wasser bis zum Halse, denn wir konnten das Hostel unter den Stunden nicht mehr verlängern, das war also der Moment, an dem wir feststellten, wie arm wir dran sind. Lustigerweise konnten wir das trotzdem nicht so ernst nehmen. Naja, wer schon einmal bei Mägges geschlafen hat, weil er nicht weiß, wo er bleiben soll, den schockt auch nichts mehr! :D Wir blieben locker und unsere roommates bewunderten das. "Ihr sitzt nächste Woche mittellos auf der Straße und seid immer noch so gechillt, wie macht ihr das?" Tja, was bleibt uns auch anderes übrig?
Am nächsten Morgen stellte ich mich darauf ein wieder von einem trial zum nächsten zu rennen, ich bekam ständig Anrufe und neue Einladungen, bis ich verdaddelt und verpennt auf mein iPhone schaute und einen Anruf in Abwesenheit entdeckte! Matt, der Manager des Cafés lies um 5:00am über meine Mailbox fragen, ob ich nicht um 7:00am auf der Arbeit sein könnte. What?! Gut, jetzt war es bereits 9 Uhr, das hatte sich wohl erledigt. Ich rief ihn an und er sagte mir, er hätte gestern Abend vergessen anzurufen, ich hätte den Job! Yippieyayey!!! "Komm' bitte am Donnerstag um 5:30am zur Arbeit." Whaat? Jetzt übertreibst du aber...Naja, Donnerstag, mitten in der Nacht, machte ich mich auf den Weg zum Bahnhof. Das ist nicht unbedingt die Zeit, in der man alleine zum Bahnhof laufen sollte, erst recht nicht in Kings Cross. Ich schlängelte mich in tiefster Nacht zwischen all den Betrunkenen vorbei, stieg über Ratten, die die Essensreste der heißhungrigen Feierwütigen vom Boden frasen, vorüber an Obdachlosen, die an jeder Ecke rumlagen und Prostituierten, die alle 5 Meter standen und auf Kundschaft warteten, bis zum Eingang der train station. Dieser war noch gesperrt, was ich in meiner Eile wirklich nicht gebrauchen konnte. Dann bekam ich eine Eskorte der Bahnhofssecurity, da sich dort unten an den Zustiegen irgendwelches Gesindel rumtrieb. Auch nicht schlecht. Mein Zug hatte trotzdem keine Lust zu kommen und so kam ich 30 Minuten zu spät zur Arbeit und das an meinem ersten Tag...Ines hat aber über die Nachrichten mitbekommen, dass es Komplikationen im Zugverkehr gab, also alles halb so wild. Ich verdiene zwar nur 15$/Std., die bekomme ich aber cash auf die Kralle! Das einzig uncoole sind tatsächlich die Arbeitszeiten: 7 Tage pro Woche von 5:30 am bis ca 12:00 am, aber man gewöhnt sich daran sagte Ines. Im Endeffekt kann ich heute sagen, ich bin mega happy, habe eine Arbeit, die mir riiiichtig Spaß macht. Obst und Gemüse schnippeln, Sandwiches und Wraps aller Art, sowie superleckere Desserts zubereiten, Dipps, Soßen und Marinaden anrühren, den ganzen Tag zwischen kitchen, café und cool room rumflitzen und ein bisschen cleaning erledigen. Gerade gut für mich Bewegungs-Legastheniker! :)
Meine Chefs und Kollegin sind soo lieb, Mat und Ines kommen aus dem Iran, Mohhamed aus der Türkei und die anderen Mädels aus Kanada. Ein bunter Mix, eine gute Kombination! :) Elena hatte auch Erfolg, sie putzt nun hier im Hostel for free accomodation. Das ist auch mein Plan als Zweitjob für die nächsten Wochen.