Bevor ich euch den nächsten ellenlangen Post um die Ohren haue, möchte ich, wenn auch reichlich zu spät, allen Frohe Ostern - happy easter wünschen!! Mein Ostern verlief leider wider meiner Planungen etwas...unglücklich.
Nachdem ich in Turangi ankam, und glücklicherweise regnete es gerade nicht, musste ich mir eine Unterkunft suchen. Ich fand das Extreme Backpackers und checkte ein. Für ein Hostel war dies, wie der Name schon vermuten ließ, ziemlich cool! Direkt neben der Rezeption gab es eine große Kletterhalle, an der sich jung austoben, währenddessen alt nebenan im hauseigenen Café ein leckeres Heißgetränk zu einem schmackhaften Stück Kuchen schmausen konnte. Die Besitzer sind ganz liebe Leute und sehr bedacht ihren Gästen jeden Wunsch zu erfüllen. Schon beim Einchecken sagte mir die nette Dame, dass es bezüglich des Tongariro Alpine Crossings, weswegen ich hergekommen war, eher schlecht aussähe und sie alles tun würde um besseres Wetter zu garantieren. Der heftige Zyklon Ita, der Australien und Neuseeland heimgesucht hat, sorgte für reges Chaos. Im Süden Neuseelands, wo Elena sich gerade aufhielt, tobte er so wild, dass sie 3 Tage ohne Strom und Wasser festsaß.
Mir blieb nichts anderes übrig als abzuwarten. Ich verbrachte die meiste Zeit des Tages im Bett und plante meine Route für die nächsten Wochen. Den Tag darauf, Ostersonntag wollte ich nicht einfach so verstreichen lassen, ich beschloss den river walk entlang des Tongariro River zu machen, gute 12k war ich unterwegs, zunächst in der Sonne und dann, wer hätte das gedacht, im strömenden Regen. Mir, den Anglern, den Wraftern, den Bikern und den anderen Spaziergängern war das aber witzigerweise ziemlich egal.
Klitschnass kam ich am Abend zurück und deckte mich für das Crossing sicherheitshalber noch mit einem Paar Handschuhen ein. So war ich nun bestens präpariert, ich war sogar im Besitz einer Packung Taschentücher, die mir meine Mum dagelassen hatte. Das letzte Mal, dass ich ein Taschentuch benutzt habe, ist bestimmt gute 7 Monate her. Als Backpacker muss man lernen sich anderweitig auszuhelfen und so bunkere ich schon seit Monaten Klopapier. Gibt es irgendwo gutes, doppellagiges Klopapier, so wird eingepackt! Und glaubt mir, das kommt nicht all zu oft vor.
Im Hostel bekam ich die schlechte Nachricht, dass sich das Wetter nicht bessern wird und ich weiterhin warten müsse. Ich verlängerte meinen Aufenthalt um 2 Nächte, verkroch mich in mein warmes Bettchen, schwatze ein paar Takte mit meinen neuen Zimmergenossen Gabriel aus Brasilien, der noch nie in seinem Leben Schnee gesehen hat, und Sophie aus England, die ebenfalls warteten, und las, bis ich einschlief. Als ich wach wurde stand mir ein weiterer Tag bevor, den ich nicht wirklich zu nutzen wusste. Gabriel und Sophie dagegen hatten sich am Vorabend mit einem amerikanischen Couple verabredet und luden mich ein mitzukommen, um ein wenig die Gegend zu erkunden. Mit dem Auto fuhren wir zum Lake Otamangakau, wanderten zu einem Wasserfall, es fing an zu regnen, welch Ungewöhnlichkeit, wir kamen durchnässt zurück am Auto an.
Das Wetter ist wirklich typisch für April, wie ein pupertärer Teenager mit extremen Stimmungsschwankungen. Sonne, Regen, Sonne, Regen...Sturm! Das Lachen fiel mir trotzdem nicht aus dem Gesicht, ich war immer noch happy wie bolle und noch viel mehr, als wir zurück im Hostel das "Go" für unsere Tour am nächsten Morgen bekamen! Fix buchten wir unser Ticket für das Shuttle um 07:30 Uhr in der Frühe.
Nach 2 Tagen Warten konnte es nun endlich losgehen! Es war zwar super hart so früh aufzustehen, aber ich war auch sehr aufgeregt was mich erwarten würde.
Das Wetter war gut, blauer Himmel und die Sonne strahlte uns entgegen, als wir die ersten Schritte der insgesamt 19,4k wagten. Das erste Drittel war wirklich extrem, aus diesem Grund auch devils staircase genannt, zugleich hatten wir eine herrliche Aussicht über die Kraterlandschaften. Der Weg führte zwischen dem Mount Ngauruhoe (auch Schicksalsberg genannt) und dem Mount Tongariro hindurch. Einige Szenen von Herr der Ringe wurden hier gedreht, das konnte ich mir lebhaft vorstellen!
Nach guten 3 Stunden hatten wir das schlimmste Überstanden und erlaubten uns einen schnellen lunch, gingen aber zügig weiter, da der eiskalte Wind uns andernfalls eingefroren hätte! Kurze Zeit später erreichten wir die schönste Stelle, wie ich finde. Hier hat man den sagenhaften Blick auf 4 Seen in 4 Farben gleichzeitig!
Eigentlich hätte unser Shuttel uns pünktlich einsammeln sollen, jedoch war davon weit und breit keine Spur. Zunächst saßen noch einige andere Leute hier und warteten auf sämtliche Busse, aber als die Sonne drohte unterzugehen und wir 3 Hansel nahezu die letzten Menschen waren, wurden wir stutzig! Mit über 1 Stunde Verspätung kam es dann endlich und wir fuhren halb erfroren nach Hause.
Nicht nur halb erfroren, sondern auch nahe am Hungertod besorgten wir im Supermarkt etwas zu Essen ubd Trinken. Gabriel kochte: Pasta mit cremy Mushroom-Chicken-Sauce und Weißwein, es war ein Fest, das hatten wir uns verdient! :)
Danach waren wir so müde, dass wir alle 3 noch in der Lounge einschliefen.
Einen Augenschlag später war es bereits wieder hell, Zeit um auszuchecken. Gabriel hatte sich einen Bus nach Wellington organisiert, Sophie und ich fingen an zu trampen, eine nette Maori-Familie mit 3 Generationen im Auto nahm uns bis nach Taupo mit, dann trennten sich auch unsere Wege. In Taupo hatte ich noch einmal den Blick auf den wunderschönen Lake Taupo und wartete dann, bis jemand Mitleid mit mir hat und mich ein Stück mitnimmt. Dieser Jemand war ein Truckfahrer. :) Kurz vor Napier, dem Tagesziel, musste er mich rauswerfen, informierte aber seine Kollegen über Funk, dass da ein Mädel aus Deutschland am Straßenrand stehe und einen lift brauche. Lieb, nicht wahr? Dann kam Ted, ein stark tattowierter Maori-Trucker, der mit seinem Gefährt schon 25 Jahre auf den Straßen Neuseelands herumgurkt, und fuhr mich bis nach Napier. Er zeigte mir das nächste Backpacker und wünschte mir alles Gute. Mit Beinen wie Wackelpudding kam ich hier im Hostel an und musste erst einmal entspannen, ich hatte den Muskelkater des Todes und mein linker Fuß wollte sich lieber gar nicht mehr bewegen. Also nutzte ich den Tag um ein paar Organisationen vorzunehmen. Für Heute steht Gisborne an, 213k von hier, ich hoffe mich nimmt jemand mit! :) Eine Couch habe ich mir dort schon organisiert.