Roadtrip Part II - Marlborough to anywhere: Mount Morgan
Noch vor unserem ersten Arbeitstag lernten wir Anne, Tina und Amy kennen. Anne arbeitet hier in der Küche, Tina hat gerade gekündigt und reiste am selben Tag noch ab. "Mädels, ich war 1 Woche hier, mir reicht's, länger hält man es nicht aus!" Zu Anfang dachten wir, sie meint die Umgebung und das langweilige Leben. Amy ist die Tochter von Bill und Doreen, sehr unzugänglich und zickig, dachten wir. Doreen stellte sie uns als ihre lovely daughter vor, diese verrollte nur die Augen, schaute ihre Mutter böse an und schnaubte: "Ich bin nicht deine Tochter!" Wow...was ist denn mit der los?!
Der nächste Tag - Frühschicht. Meine erste Schicht fing noch recht harmlos an. Doreen scheuchte mich durch die Küche und gab mir Anweisungen. Viel erklärt hat sie dabei nicht und folglich gab es viel zu meckern. Ich hatte nur einen Gedanken: Du bist wegen der Kohle hier, zieh's durch! In den nächsten Schichten entpuppte sich Doreen jedoch als wahres Monster. "Mach das nicht so, mach es anders! Mach schneller, beweg dich! Füll' den vollen Kühlschrank auf! Halt' den Besen nicht mit der rechten, sondern der linken Hand! Wisch' die Vogelscheiße draußen mit demselben Lappen auf, mit dem du das Geschirr spülst und wechsel' nicht das Spülwasser, solange dies und 100 Liter Bleichmittel noch über den Berg aus Essensresten drüberschwappt und das Schweineblut sich farblich noch nicht komplett durchgesetzt hat!" Mal im Ernst, ich arbeitete nicht zum ersten Mal in einer Küche, ich weiß schon, wie man arbeitet und die hygienische Situation in dieser "Küche" sind unter aller Sau! Zudem liebte Doreen es uns beide im Laden vor allen Leuten anzuschreien! Ja, man konnte es ihr einfach nicht recht machen, was der Bauer eben nicht kennt...Bill lies sich gerne mitreisen und maulte auch was das Zeug hielt. Da standen wir mit unseren Putzlumpen in der Hand, unsere Hände halb zerfressen von den vielen Chemikalien, die Nerven lagen blank, aber wir zwangen uns das Ding durchzuziehen! Was würde uns auch übrig bleiben?! Wir sind mitten im Nirgendwo und brauchen das Geld!
Was uns aufmunterte waren die Gäste: Backpacker, Trucker, der Police Officer, der uns an den dicken Chief Wiggum von den Simpsons erinnerte usw., mit denen wir unerlaubterweise immer mal wieder quasselten. In unseren Pausen chillten wir in unserem 9qm Kabuff, saßen draußen herum und beobachteten die Leute und die Kakadus und Papageien, genossen den Sonnenuntergang und warteten auf unseren nächsten Schichtbeginn. Und dann kehrte das Grauen zurück. Jetzt verstanden wir Tina und Amy, unser Bild hatte sich komplett verändert, die Bösen wurden zu den Guten und andersherum.
Als Doreen völlig ausrastete und drohte Elena sie anzurotzen, mussten wir die Notbremse ziehen - wir entschlossen zu kündigen, alles muss man sich ja nicht gefallen lassen! Wir versuchten unsere Gedanken zu sortieren laberten in unserer Pause jeden Backpacker und Trucker an, ob er uns mitnehmen könne, wir hatten Erfolg! Ein Trucker mit abgefaulten Zähnen bot uns an uns mitzunehmen. Jetzt mussten wir nur diesen Schreckschrauben kündigen und unser Geld abholen, sofern sie es rausrücken würden. Leichter gesagt als getan, denn Doreen und Bill stellten sich gegen uns und machten uns richtig fertig! Nach ca. 1 Stunde Demütigung waren wir soweit, dass wir unsere Sachen gepackt hatten und ausgezogen waren, sogar unser Geld in der Hand hielten. Jedoch war unser Trucker nun schon weitergefahren! Also von vorne und jeden fragen, der hier vorbeifährt. Als ein roter Jeep anhielt und 3 junge Aussies ausstiegen, wussten wir, jetzt klappts! Wir lagen richtig! Der Dreadlockman, seine Freundin und sein Kumpel hatten noch genau 2 Plätze frei und nahmen uns bis Rockhampton mit! Sie schalteten die Musik ein und wir konnten uns endlich entspannen! Nach 1h erreichten wir die Stadt und wurden an einem Motel rausgelassen. Ich fragte wieviel 1 Nacht im günstigsten Zimmer kosten würde. Die Antwort ließ mich auf der Achse kehrt machen und mit einem "verdammt-das-hätte-ich-ja-wissen-müssen-Lächeln" verließ ich die Rezeption. Obdachlos? Jawoll! Gott sei Dank erleuchtete uns in Reichweite ein "Goldenes M", der hier bekanntlich 24h geöffnet hat. Wie man dort eine Nacht verbringt, wussten wir ja schon aus Sydney! Mit unserem letzten Akku schrieben wir Caro und Annika, die nur 40km entfernt wohnen und arbeiten, sie organisierten einen Freund der uns abholen würde. Also doch ein richtiges Bett! :) In der Zwischenzeit entertainten wir die Leute im Mecces allein mit unserer Anwesenheit, mit unseren schweren Taschen und unserem Backpackerleben, bis es plötzlich an der Scheibe klopfte: CARO! Wir hätten vor Glück heulen können! Wir fuhren nach Mount Morgen, bezogen unser Zimmer und lernten die Besitzerin des Hotels und sämtliche Stammgäste kennen. Zum einschlafen lief in der Bar System of a down und da wusste ich, es ist wieder alles okay, machte die Augen zu und schlief ein. Heute müssen wir uns Gedanken machen werden wie wir nun weiterkommen. Plan aktuell: Erstmal nach Brisbane trampen, dort können wir ein paar Tage unterkommen und dann weiter die Küste runter und schauen, ob wir auf dem Weg noch einmal Arbeit finden. Ansonsten arbeiten wir erst wieder nach Silvester und leben bis dahin auf Sparflamme.
unser Zimmerchen
Wäsche trocknen mal anders :D
Tila 2.0
nach der ersten Schicht noch recht motiviert
Die Belohnung zum Feierabend